Definition von Schmerz
Der chronische Schmerz ist eine Volkskrankheit, die von einem speziellen Facharzt mit der Zusatzbezeichnung der jeweiligen Landesärztekammer „Spezielle Schmerztherapie“ behandelt werden sollte. Die Internationale Schmerzgesellschaft (International Association for the Study of Pain) definiert Schmerz als „[…] ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.“
Akuter Schmerz
Akuter Schmerz signalisiert dem Körper, dass eine akute Gefahr besteht, beispielsweise eine Verletzung.
Bei akutem Schmerz ist die Ursache daher meist eindeutig erkennbar und kann gezielt behandelt werden.
Chronischer Schmerz
Chronischer Schmerz nimmt im Unterschied zum akuten Schmerz mit der Zeit die Form eines eigenen Krankheitsbildes an.
Die Ursache ist meist nicht mehr feststellbar oder nicht mehr vorhanden.
Die Nerven senden anhaltend Schmerzimpulse an das Gehirn, obwohl kein Reiz mehr vorhanden ist.
Die Nervenzellen haben eine Art Schmerzgedächtnis entwickelt.
Die Zeitgrenze, ab der Schmerzen als chronisch bezeichnet werden, liegt bei ca. sechs Monaten.
Entstehung von Schmerz
Schmerzen treten auf, wenn bestimmte Reize wie z. Bsp. mechanische Verletzungen, Wärme oder Kälte einen bestimmten Schwellenwert überschreiten.
Dabei werden Schmerzstoffe aus geschädigten Zellen abgesondert.
Einige wirken Schmerz erzeugend, andere machen die Schmerzrezeptoren empfindlicher, die sich auf der gesamten äußeren Haut, auf großen Teilen der Schleimhaut und in zahlreichen Geweben und Organen im Körperinneren befinden.
Sie nehmen die Reize auf und leiten sie über Nervenfasern an das Gehirn weiter. Sind die Impulse im Großhirn angekommen, kann der Schmerz in seiner Stärke wahrgenommen und lokalisiert werden.
Arten von Schmerz
Schmerz kann auf vier unterschiedliche Arten entstehen.
Arten des Schmerzes | Wahrnehmung | Ursache |
---|---|---|
nozizeptiv | Wahrnehmung über Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) | thermische, chemische und mechanische Reize |
neuropathisch | Nervenschmerz, Nervenschädigung ausserhalb des Zentralen Nervensystems (ZNS) | Amputation, Viren, Diabetes Mellitus |
zentral | Nervenschmerz, Nervenschädigung innerhalb des ZNS, also im Gehirn oder Rückenmark | Querschnittlähmung, Viren, Multiple Sklerose, Hirnschlag |
psychosomatisch | Ausdruck seelischer Belastung | Keine klare organische Ursache. |
Diagnostik
Die Entstehung von chronischem Schmerz kann viele verschiedene Ursachen und Erscheinungsbilder haben. Aufgrund der oftmals komplizierten Schmerzentstehung und der differenzierten Schmerzformen ist eine ausführliche und präzise Diagnostik wichtig für eine Erfolg versprechende Therapie. Dazu werden alle Vorbefunde benötigt, wie z. Bsp. Arztbriefe, Röntgenbilder, Gutachten und Entlassungsberichte (z. Bsp. vom letzten stationären Aufenthalt).
Vor allem chronische Schmerzpatienten brauchen eine gründliche Schmerzanamnese.
Folgende Untersuchungen werden dabei je nach Bedarf durchgeführt:
- Eingehende körperliche Untersuchung
- Orthopädische Untersuchung
- Neurologische Untersuchung
- Eingehende psychosoziale Untersuchung und Befragung zur aktuellen Lebenssituation
Zusätzlich führen Schmerzpatienten ein Schmerztagebuch, um den Schmerzverlauf und die Schmerzintensität situationsgebunden im täglichen Verlauf zu dokumentieren und um eventuell auftretende zusätzliche Symptome und Problematiken zu erfassen. Weiterhin erfasst der Patient die Intensität seiner Schmerzen in einer Skala (VAS = visuelle Analog-Skala).
Multimodale Schmerztherapie
Unter multimodaler Schmerztherapie versteht man die aufeinander abgestimmte Behandlung eines Patienten nach vorgegebenem Behandlungsplan mit regelmäßiger Therapiekontrolle. In einer solchen Behandlung werden verschiedene Therapieverfahren parallel durchgeführt. Hintergrund der Multimodalen Behandlung ist die Erkenntnis, dass die Auswirkungen chronischer Schmerzen nicht nur vielfältig auf der körperlichen Ebene zum Tragen kommen, sondern auch auf der psychischen.
Das hat Auswirkungen auf das soziale Umfeld (Familie, Freunde, Arbeit, etc.), aber auch auf den Betroffenen selbst: gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, abwertende Meinung von sich selbst, Gefühl, dass einem keiner glaubt.