Einleitung

Übersäuerung, auch Azidose, beschreibt eine Störung des Säure-Basen-Haushaltes die ein Absinken des pH-Wertes im Blut bewirkt.
pH < 7,35 = Azidose; 7,35-7,45 = Referenzbereich; pH > 7,45 Alkalose.
Unterteilung in Respiratorische Azidose, Metabolische Azidose ,Retentionsazidose und Subtraktionsazidose.

Epidemiologie

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Ursachen

Ursachen der respiratorischen Azidose vor allem Erkrankungen der Lunge (z.B. Asthma bronchiale, Lungenemphysem, Lungenfibrose), Atem-Einschränkungen (z.B. Rippenbrüche), Lähmung des Atemzentrums im Gehirn. Die metabolische Azidose ist häufig lebensbedrohlich. Mögliche Gründe: Diabetes mellitus, Alkoholismus, Hungerzustand, schwere Muskelarbeit, Schock, Vergiftungen (z.B. durch Methanol (z.B. in selbst gebranntem Alkohol), Glykol (z.B. in Frostschutzmitteln) oder Salicylate (z.B. in Schmerzmitteln wie Aspirin)). Bei Retentionsazidose werden zu wenig Säuren über die Nieren ausgeschieden (z.B. bei Nierenversagen). Bei Subtraktionsazidose werden vermehrt Basen ausgeschieden, Auslöser hierfür lang anhaltender Durchfall oder Einnahme von harntreibenden Mitteln.

Symptome

Können sehr unterschiedlich ausfallen, abhängig von Auslöser des Säure-Basen-Ungleichgewichts. Atmung bedingte Azidose/respiratorische Azidose: häufigere Art, immer mit Hypoxie verbunden. Körpergewebe wegen verminderter Atmung ganz oder teilweise mit Sauerstoff unterversorgt, typische Zeichen sind Atemnot und blaue Lippen. Kann ebenfalls Symptome auslösen, die von Schwäche über Desorientiertheit bis zu Koma reichen. Nieren versuchen die Übersäuerung durch vermehrte Wasserausscheidung auszugleichen. Stoffwechsel bedingte Azidose/ metabolische Azidose: löst andere Symptome aus: verstärkte Atmung (Hyperventilation), ungewöhnlich tief (sog. Kußmaulatmung, benannt nach Arzt Adolf Kussmaul) -> Körper versucht mehr saures CO2-auszuatmen. Wenn Diabetes mellitus für Azidose verantwortlich, kann der Atem nach Azeton riechen. Jede akute Azidose wirkt sich auf Herz und Blutgefäße aus: Körper übersäuert -> Herzleistung sinkt -> periphere Gefäßerweiterung ->
weitere Symptome:
gesenkter Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, bis hin zu schwerer Bewusstlosigkeit.

Krankheitsverlauf

Grund der Übersäuerung muss erkannt und diesem entgegengewirkt werden. Wenn Puffersysteme zum Ausgleich dauerhaft arbeiten müssen, treten sich vermehrt Mineralsalze und Phosphate aus den Knochen aus, um Säure zu neutralisieren -> kann zu Osteoporose führen. Außerdem kann unbehandelte Übersäuerung andere Krankheiten verursachen:
chronische Schmerzen, koronare Herzkrankheit, Migräne, Neurodermitis, rheumatoide Arthritis, Gicht

Diagnose

Bei akuter Übersäuerung gelingt Diagnose mit Blutgasanalyse -> pH-Wert und Säure-Basen-Haushalt des Blutes werden gemessen sowie die Gasverteilung von Sauerstoff und CO2. Ob die Azidose Atmung bedingt ist (z.B. durch Lungenerkrankung, eingeschränkte Atmung infolge eines Rippenbruches, Lähmung des Atemzentrums) oder Stoffwechsel bedingt (z.B. bei Diabetes mellitus, Nierenversagen, Durchfall) zeigen Bikarbonat-werte und der Kohlendioxid Partialdruck.

Hoher Kohlendioxid-Partialdruck weist auf respiratorische Azidose hin.
Niedrige Bikarbonatwerte weisen auf metabolische Azidose hin.
Es gibt Teststreifen, die jedoch nur bei Verdacht auf chronische Übersäuerung zum
Einsatz kommen, diese messen pH-Wert im Urin.

Therapie

Zwei Ziele: Ursachen zu beseitigen und mit Sofortmaßnahmen gegen die akuten Symptome anzugehen. Bei respiratorischer Azidose (durch zu geringe Abatmung von CO2) symptomatische Therapie: Atemfrequenz steigern. Da diese immer mit Hypoxie verbunden ist beeinflusst diese die Behandlung, in schweren fällen eine Beatmung erforderlich. Bei metabolischer Azidose ist eine symptomatische Therapie dringend nötig, sobald der pH-Wert im Blut < 7,15. Geeignetes Mittel ist Bikarbonat. Falls Atemfunktion ungestört kann die Behandlung in Bikarbonat-Infusion bestehen. Wenn Grunderkrankung schnell zu behandeln ist werden Bikarbonat-Infusionen nur zurückhaltend eingesetzt. Bei chronischer Nierenerkrankung möglicherweise direkt eine Dialyse notwendig. Langfristig ist es ratsam, Ernährung umzustellen und viel zu trinken. Zur Vorbeugung ist ausgeglichene Ernährung mit genügend Bewegung hilfreich, ebenso ausreichend Flüssigkeit, Alkohol nur in Maßen, auf Nikotin sollte verzichtet werden.