Einleitung

Myokardinfarkt, auch Herzinfarkt, Herzschlag, Herzanfall oder Herzattacke, ist akutes lebensbedrohliches Ereignis als Folge einer Herzerkrankung. Gebräuchliche Abkürzung: AMI (acute myocardial infarction). Handelt sich um Absterben (Infarkt) von Teilen des Herzmuskels aufgrund Durchblutungsstörung, i.d.R. > 20min, in den
meisten Fällen durch Blutgerinnsel einer veränderten Engstelle eines Herzkranzgefäßes.

Epidemiologie

Haupttodesursache der Industrienationen; 2011 in Dtld. 2.häufigste Todesursache. In Dtld. Jährlich 300 Infarkte pro 100.000 Ew. Treten häufiger in sozial benachteiligten oder armen Stadtteilen auf. Männer und Frauen gleich häufig, Letalität bei Frauen höher, Steigendes Risiko mit höherem Alter

Symptome

Brustschmerzen unterschiedlicher Stärke und Qualität, typischerweise starkes Druckgefühl hinter Brustbein oder Engegefühl im Brustkorb, stechende oder reißende Schmerzen werden ebenfalls beschrieben. Schmerzen können Ausstrahlen in Arme (li > re), Hals, Schulter, Oberbauch und Rücken. Schmerz geht einher mit Atemnot, Übelkeit und Angstgefühl. Anwendung von Nitroglycerin bessert Beschwerden nicht wie bei Angina pectoris. Frauen und ältere Patienten im vergleich zu Männern und jungen Patienten häufig atypische, diffuse Symptome, häufig Atemnot, Schwäche, Magenverstimmung und körperliche Erschöpfungszustände. Erschöpfung, Schlafstörung und Atemnot häufig bereits bis zu einem Monat vor Infarkt. Sog. Stumme Infarkte verlaufen ohne Symptome.

Verlauf

Ersten beiden Stunden nach Infarkt von entscheidender Bedeutung, da die Mehrzahl der Todesfälle, die durch Kammerflimmern verursacht sind, in diesem Zeitraum passieren und eine während dieser Zeit eingeleitete Reperfusionstherapie die Prognose maßgeblich beeinflusst. Leitsymptom ein plötzlich auftretender, >20min anhaltender starker Schmerz im Brustbereich mit Ausstrahlung in Schulter, Arme, Unterkiefer und Oberbauch. Meist begleitet durch Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen. Bei 25% nur geringe oder keine Beschwerden. Während Akut-Phase treten häufig Herzrhythmusstörungen auf, führen zu Kammerflimmern und plötzlichem Herztod.

Diagnose

Zur Diagnosestellung muss min. einer der „Biomarker“ im Blut erhöht sein (bevorzugt kardiales Troponin, ersatzweise CK-MB; jedoch Blutkonzentration erst nach 3-6h erhöht) und min. eines der folgenden Kriterien erfüllt sein: typische EKG-Veränderung oder typische Brustschmerzen oder unlängst durchgeführte Intervention an einem Herzkranzgefäß. Neuere, schnellere Diagnose mittels Glycogenphosphorylase BB (GPBB) möglich (innerhalb 1h). In Akut-Phase wichtigstes Untersuchungsverfahren: EKG. Bei Nachweis von STStrecken-Hebungen wird mit 95%Wahrscheinlichkeit von Infarkt ausgegangen und Behandlung eingeleitet.

Differentialdiagnose

Wegen Konsequenzen wurde Verdachtsdiagnose früher oft gestellt, in Akut-Stadium müssen Differentialursachen Pneumothorax, Lungenembolie, Aortendissektion, Lungenödem, Herpes Zoster anderer Ursache, Stress-Kardiomyopathie, Roemheld-Syndrom, Herzneurose und Gallenkolik berücksichtigt werden. Nur bei 1/3 mit Infarkt-Verdacht tatsächlich ein Herzinfarkt.

Therapie

Erste Stunde für Patienten von entscheidender Bedeutung, in erster Stunde gute Aussichten, den Gefäßverschluss mit Lysetherapie oder Herzkatheter-Behandlung fast vollständig rückgängig zu machen. Zur Erkennung sollten Blutdruckmessung, Auskulation und Zwölf-Kanal-EKG durchgeführt werden. Medikamentöse Therapie zielt auf optimale Sauerstoffversorgung des Herzens, Schmerzbekämpfung und Vermeidung weiterer Blutgerinnsel. Ziel ist rasche Eröffnung der betroffenen (in dieser Situation meist verschlossene) Herzkranzgefäße. Je früher durchgeführt desto besser kann Infarktausdehnung verhindert werden. Zwei Behandlungsverfahren etabliert: 1) Primär-Perkutane Koronaintervention (Direkt-PTCA oder Primär-PTCA): mechanische Öffnung des Gefäßes mit Ballondilatation und Stenimplantation mittels Herzkatheter. 2) Lysetherapie oder Thrombolyse = intravenöse Gabe von gerinnselauflösendem Medikament Wegen möglicher Herzrhythmusstörungen Weiterbehandlung auf Intensiv- oder Überwachungsstation. Bei meisten Patienten lebenslange medikamentöse Therapie sinnvoll um Komplikationen (z.B. Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelschwäche, weiterer Herzinfarkt) vorzubeugen. Therapie mit Betablockern, ASS, Statinen, ACEHemmern. Risikofaktoren sollten beseitigt werden, dazu zählen: Nikotin, Bluthochdruck, familiäre Belastung, Störung des Fettstoffwechsels, Diabetes Mellitus, Stress, Wut, Alkohol in zu großen Mengen (geringe Mengen reduzieren das Risiko)